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Die geheimen Gehälter des Fußballs Das verdient man bei
Hansa Rostock
▶Wo es zwischen 25.000 und 40.000 Euro gibt
▶Was der 44-Euro-Bonus ist
▶Was Stadionsprecher & Top-Stürmer kriegen
Foto: picture alliance/dpa, WITTERS, picture alliance / Fotostand
Er ist seit Januar 2019 Trainer bei Hansa Rostock: Jens HärtelFoto: picture alliance / Eibner-Presse
von: ADRIAN WITTWER veröffentlicht am
19.01.2021 - 10:13 Uhr
Obwohl Hansa Rostock schon seit neun Jahren in Folge in Liga drei fest hängt, ist der Vereinsname noch bundesweit ein Begriff. Und auch finanziell gilt Hansa – zumindest für diese Liga – als solider Hafen.
In den drei Gesellschaften (Profi-Abteilung, Ostseestadion GmbH, e.V.) sind mehr als 300 Menschen beschäftigt – für mehr als 8 Mio Euro in der vergangenen Saison. Den größten Teil davon bildet der vereinseigene Sicherheitsdienst, bei Spielen mit Zuschauern sind etwa 100 Helfer im Einsatz, viele für Mindestlohn oder als 450-Euro-Kräfte.
Auffällig: Gleich acht ehemalige Hansa-Profis arbeiten für den Klub: Martin Pieckenhagen (49) als Sport-Vorstand, Stefan Beinlich (49) als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Heiko März (55) in der Vermarktung, Ronny Thielemann (47) und Uwe Ehlers (45) als Co-Trainer, Axel Rietentiet (51) und Jörg Hahnel (39) als Nachwuchstrainer. Dazu dieses Hansa-Denkmal: Axel Schulz (61) ist seit 1967 im Verein, verdient seit 1977 (mit zwei Jahren Unterbrechung, 1994-96) sein Geld hier. Erst als Spieler (364 Pflichtspiele), später als Assistent des Vorstands, Pressesprecher in den goldenen Erstliga-Jahren, inzwischen als „Koordinator Sport“. Eine komplette Berufslaufbahn bei Hansa!
Axel Schulz ist eine absolute Hansa-LegendeFoto: Hansa Rostock
Dabei ist er eigentlich Diplom-Lehrer (Deutsch), hat diesen Beruf aber nie ausgeübt. „Ich habe auch nie ernsthaft darüber nachgedacht. Ich bin mit Fußball groß geworden. Vielleicht wäre Nachwuchstrainer etwas für mich gewesen.“
Was er verdient? „Ich rede nicht über Geld“, sagt er und lacht: „Ich habe doch mal im Lotto gewonnen.“ Tatsächlich räumten seine heutige Frau Ina und er 1983 im Tele-Lotto 111 000 Mark ab.
Zusätzlich zu seinem Gehalt – die Angestellten auf der Geschäftsstelle verdienen durchschnittlich zwischen 25 000 und 40 000 Euro – bekommt Schulz noch diesen Bonus: „Wenn ich Stadionführungen mache, lerne ich viele Leute kennen, denen Hansa sehr viel bedeutet. Das ist eine schöne Sache, macht großen Spaß.“
Stefan Beinlich trug fünf Mal das Trikot der deutschen NationalmannschaftFoto: picture alliance/dpa
Der bekannteste Name auf der Geschäftsstelle: Stefan „Paule“ Beinlich. Nationalspieler, langjähriger Bundesliga-Star (Hansa, Leverkusen, Hertha, HSV). Seit einem Jahr ist er Chef der Nachwuchs-Abteilung. Wenn man dem Flurfunk glauben darf, ist der größte Name aber nicht automatisch der größte Verdiener, sondern (wie auch als Kicker) eher im Mittelfeld angesiedelt.
Beinlich: „Ich hatte bislang immer das Glück, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Geld hat für mich nicht die alleroberste Priorität. Mir sind Freude und Spaß an der Arbeit wichtig und dass ich etwas bewegen kann.“
Weihnachts- oder Urlaubsgeld zahlt Hansa nicht, dafür projektbezogene Prämien, auch vermögenswirksame Leistungen. Und: Jeder Angestellte (mit mehr als 30 Stunden Arbeitszeit) erhält eine spezielle Kreditkarte, die monatlich mit 44 Euro aufgefüllt wird – zur freien Verwendung.
Wer der Top-Verdiener im Klub ist? Schon seit seiner Verpflichtung im Sommer 2019 ist es ein offenes Geheimnis, dass sich Hansa die Dienste von Stürmer John Verhoek (31) einiges kosten lässt. Er spielte 177 Mal in der 2. Liga, schoss dort 36 Tore. Diese Referenz soll ihm aktuell rund 180 000 Euro im Jahr einbringen. In eine ähnliche Kategorie soll Kapitän und Drittliga-Rekordtorwart Markus Kolke (30) seit seiner Vertragsverlängerung aufgerückt sein. Der Durchschnittsverdienst in der Truppe liegt zwischen 90 000 und 100 000 Euro, in diesem Bereich dürften auch die Vorstände Robert Marien (39) und Pieckenhagen liegen.
Hansas Torjäger vom Dienst: John VerhoekFoto: picture alliance / Fotostand
Das Verhältnis Grundgehalt/Prämie liegt bei Hansa bei etwa 70:30. Was es für einen Punkt extra gibt, konnten die Kicker selbst aushandeln, durchschnittlich 500 Euro pro Zähler. Haken, beziehungsweise Anreiz: Voll ausgezahlt wird nur bei den Plätzen 1 bis 3, darunter gestaffelt, ab Abstiegsplatz 17 gibt’s gar nichts.
Gute Leistung – gute Bezahlung. Gilt auch für Trainer Jens Härtel (51). Er hält sich bereits seit zwei Jahren im Verein – so lange durfte zuletzt Frank Pagelsdorf (August 2005 bis November 2008) bleiben. Die finanzielle Wertschätzung des Klubs liegt bei geschätzten 150 000 Euro im Jahr.
Der Job des Stadionsprechers ist eher Liebhaberei: Der durchaus polarisierende Klaus-Jürgen Strupp (59) ist ein Urgestein, seit Mitte der Neunziger am Mikro. Der Autohaus-Besitzer und Präsident der Rostocker IHK verdient sich pro Auftritt im Ostseestadion 100 Euro dazu. Wer noch weniger bekommt, sind die ca. 40 Ehrenamtler, die sich beispielsweise bei der Betreuung von Fans oder Kindern engagieren. Für sie gibt es vom Verein Dankeschön-Geschenke: Mal einen Reise-Gutschein, diesen Winter einen Weihnachtsbaum.
Das Ostseestadion ist Hansas HeimspielstätteFoto: picture alliance/dpa
Auch die sieben Aufsichtsrats-Mitglieder bekommen keine Kohle vom Klub, dafür für sich und eine Begleitung je eine VIP-Karte (Wert: je 3000 Euro). Da die Aufsichtsräte auch keine Kilometer abrechnen, legt einer für seine Hansa-Liebe richtig drauf: Martin Ohde (43) arbeitet bei einer Versicherung im österreichischen Graz – die weite Anreise zu den Sitzungen zahlt er aus eigener Tasche!
Wann es für viele die nächste große Gehaltserhöhung gibt, dürfte klar sein: Beim (seit vier Jahren angestrebten) Aufstieg in die 2. Liga…