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CLEVERER STÜRMER-SCHACHZUG
So plant Lautern den Aufstieg
Fan-Forderung auf Plakat ++ Wer sogar schon von der Bundesliga träumt
Von: ULLI SCHAUBERGERveröffentlicht am
24.01.2022 - 08:20 Uhr
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„Unser Traum! Euer Ziel! Aufstieg 2022“
Wenn Lauterns Fans schon nicht im Stadion sein dürfen, dann zeigen sie zumindest, was sie sich wünschen. Beim Spiel gegen Meppen hing dieses Transparent in der leeren Westkurve. Und die FCK-Profis befeuerten den Traum der Fans, fegten zum Start der Rest-Rückrunde den SV Meppen mit 4:0 Toren vom Betzenberg.
Kann im vierten Jahr 3. Liga die Rückkehr in Liga 2 gelingen?
Thomas Hengen (47), Ex-Profi und Geschäftsührer Sport beim FCK sagt es so: „Es ist logisch, dass unsere Fans vom Aufstieg träumen. Aber wir sind da, um zu arbeiten und abzuliefern. Wir müssen voll fokussiert bleiben. Das weiß hier jeder.“
Und Lautern legte ganz im Sinne der Fans nach. Die Profis besiegten Viktoria Köln letzten Samstag am Betzenberg 2:0. Und Thomas Hengen verpflichtete Terrence Boyd (30) vom Halleschen FC. Ein cleverer Schachzug. Der 1,88 m große Stürmer, der für Halle in 85 Drittligaspielen 39 Tore schoss, kam im Tausch mit Elias Huth (24). Also kein finanzielles Abenteuer.
Hengen sagte zufrieden: „Mit Terrence haben wir den Spielertyp Stoßstürmer bekommen, der unserem Offensivspiel weitere Optionen gibt.“
Anders ausgedrückt: Die Verpflichtung von Boyd bedeutet Angriff auf die 2. Liga. Lautern geht aufs Ganze. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Trotz der Verpflichtung des lange ersehnten Torjägers warnt Hengen: „Wir gehen Schritt für Schritt. Es ist eine ganz enge Liga. Außer Magdeburg – das ist ein Highlight. Und der Rest streitet sich um Platz 2.“
Zu den direkten Konkurrenten gehören auch Waldhof Mannheim und der 1. FC Saarbrücken. Für Lauterns Fans sind beide ein Rotes Tuch. Umso mehr war die Niederlage beider Klubs zum Auftakt der Restsaison Balsam auf die Fan-Seele.
Sie gingen ja in den letzten Jahren durch die Hölle. Insolvenz, Fast-Absturz in die 4. Liga. Chaos-Lautern war allgegenwärtig. Auch als im Dezember 2019 ein Team um Ex-Schiedsrichter Markus Merk antrat, wurde nichts besser. Im Gegenteil: Merks Aussagen „Insolvenz ist für uns ein Fremdwort“ und „Investoren weltweit stehen bei uns Schlange“ entpuppten sich als Luftnummern. Inzwischen sind alle weg! Der Vertrag mit dem kaufmännischen Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt (52) wurde im November 2021 vorzeitig beendet. Markus Merk (59) trat im Dezember 2021 als Aufsichtsrat und als Beiratsvorsitzender zurück.
Einzig und allein die Saar-Pfalz-Invest GmbH ist noch da. Das Bündnis von fünf erfolgreichen mittelständischen Unternehmern hat seit Jahren den FCK finanziell unterstützt. Und im Sommer Lautern mit einer Finanzspritze von über 10 Millionen Euro am Leben gehalten.
Trainer Marco Antwerpen (50), seit einem knappen Jahr im Amt, hat seine Mannschaft nach den vielen Trainerwechseln im Griff. Die Spieler glauben ihm. Und Antwerpen glaubt an eine starke Defensive. Mit gerade einmal 13 Gegentoren ist Lautern in der 3. Liga einsame Spitze. Besonders Torwart Matheo Raab (23) hat großen Anteil daran. Er ist fußballerisch stark, reaktionsschnell und sprunggewaltig. Dazu strahlt er eine ungeheure Ruhe aus.
„Ja, wir haben eine tolle Abwehr“, sagt Thomas Hengen. „Aber das ist auch ein Gesamtkonstrukt. Hanslik und Redondo zum Beispiel laufen schon vorne viel an, fressen Kilometer. Und so funktioniert unsere Defensive.“
Im Umfeld des Betzenbergs will man den Aufstieg unbedingt. Denn das deutliche Plus an TV-Geldern würde für die immer noch klammen Lauterer vieles erleichtern.
Jetzt muss Boyd nur noch treffen und die Roten Teufel aus der Drittliga-Hölle nach oben schießen.
Der Stürmer ist voller Vorfreude. „Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir nachhaltig Erfolg haben. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur an die Fans und die Historie des FCK denke.“
Jetzt scheint am Betzenberg endlich mal wieder viel zu passen. „Die Mannschaft hat sich inzwischen gefunden, sie ist eingespielt. Und wir sind mit 14 verschiedenen Torschützen auch unberechenbar“, so Hengen.
Thomas Riedl (45), 1997 mit dem FCK Aufsteiger in die 1, Liga und 1998 Meister, sagte beim Spiel gegen Meppen im SWR mit einer gewissen Vorahnung: „Ein guter Stürmer kostet. Aber wenn du einen hast wie Olaf Marschall, ist das schon ein Vorteil. Außerdem haben starke Stürmer wie früher Klaus Toppmöller beim FCK Tradition.“
Olaf Marschall (55) war an der Verpflichtung des erhofften Knipsers Boyd maßgeblich beteiligt. Otto Rehhagels Tor-Marschall ist inzwischen Lauterns Chef-Scout.
Klaus Toppmöller (70), mit 108 Toren in 204 Bundesligaspielen noch immer Lauterns Top-Torschütze, zu den Aufstiegshoffnungen: „Ich habe meinen Enkelkindern versprochen mit ihnen am Betzenberg 1. Bundesliga zu gucken.“
Vor Toppis Top-Ziel muss der Sprung in die 2. Liga gelingen. Und das wird eine Nervenschlacht bis zum 38. Spieltag. Da kommt am 14. Mai Türkgücü München auf den Betzenberg. Lautern hat jetzt mehrere Elfmeter. Vielleicht muss Antwerpens Mannschaft sogar am letzten Spieltag in letzter Minute noch verwandeln. Oder in der Relegation.
Ganz pikant wird der kommende Samstag. Halle kommt auf den Betzenberg. Wer trifft da – der Ex Hallenser Boyd für den FCK oder der Ex-Lauterer Huth für Halle?