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Torhüter und Abwehr
Saison-Einzelkritik Teil 1: So haben wir die HFC-Profis benotet
Die Saisonfazit fällt ernüchternd aus. Welche Spieler überzeugten, welche enttäuschten. Eine Bilanz mit Einzelkritik - Teil eins: Torhüter und Abwehr
Von Christopher Kitsche 18.05.2022, 08:00
Tim Schreiber, Jonas Nietfeld und Niklas Kreuzer (v.l.n.r.) gehörten zu den besten HFC-Profis der abgelaufenen Saison. (Foto: imago/Collage MZ.de)
Halle (Saale)/MZ - Am Ende hieß es wieder einmal Zittern bis zum Schluss beim Halleschen FC. Der Klassenerhalt gelang nach zähem Finale erst einen Spieltag vor Saisonende durch das 2:1 bei Absteiger Würzburg. Aus der erhofften sorgenfreien Spielzeit wurde wieder einmal nichts.
Was vor allem wie schon in der Vorsaison an einer längeren Schwächephase mit Ergebniskrise lag. Es fehlte an Konstanz - im Kollektiv, aber auch bei einzelnen Spielern. Die MZ zieht eine Leistungs-Bilanz. Teil eins: Torhüter und Abwehrreihe. Wobei zwei Dinge insgesamt auffielen: Die neun aufgeführten Abwehrspieler erzielten insgesamt nur drei Tore.
Tim Schreiber - 23 Spiele (2.070 Einsatzminuten), 27 Gegentore, eine Gelbe Karte: Ging als Nummer eins in die Saison, musste seinen Platz in der Hinrunde aber jeweils für die Konkurrenten Sven Müller und Daniel Mesenhöler räumen. Schnorrenberg sah nicht zu Unrecht fußballerische Defizite beim 20-jährigen RB-Torwart. Neu-Trainer André Meyer schenkte Schreiber uneingeschränktes Vertrauen. Der rechtfertigte das mit guten Leistungen, besonders stark im Eins gegen Eins. Schreiber reifte auch als Persönlichkeit, wird den Klub jedoch verlassen. Leipzig wird den U20-Nationaltorhüter wohl in die zweite Bundesliga verleihen. Kiel soll der heißeste Kandidat sein. Note 2
Sven Müller - sieben Spiele (630 Minuten), zehn Gegentore: In der Sommervorbereitung musste der 26-Jährige seinen Stammplatz an Schreiber abgeben. Nach nur drei Spielen wechselte Ex-HFC-Trainer Florian Schnorrenberg dann aber schon wieder, Müller war wieder die Nummer eins. Und er nutzte seine Chance gleich mit einem starken Auftritt bei Viktoria Berlin (1:0). Auch danach überzeugte er, vor allem mit guter Spieleröffnung. Den 26-jährigen Keeper ereilte aber wie schon in der Vorsaison das Verletzungspech. Im Spiel bei Waldhof Mannheim (1:2) im September zog er sich gleich in der Anfangsphase eine Fraktur im Sprunggelenk zu (spielte durch), kehrte erst nach monatelanger Verletzungspause zum Saisonabschluss gegen Wehen Wiesbaden (1:1) auf den Rasen zurück. Note 2
Daniel Mesenhöler - acht Spiele, elf Gegentore: Der 26-jährige ehemalige Kölner Jugendspieler wurde nach Müllers Verletzung nachverpflichtet, war zuvor vereinslos. Erhielt gegen Ende der Hinrunde kurzzeitig die Bewährungschance als Nummer eins, leistete sich aber mehrere Wackler und musste wieder für Schreiber weichen. Nach dessen Meniskusverletzung vier Spieltage vor Saisonende war er wieder gesetzt und stellte dieses Mal unter Beweis, dass er ein sehr ordentlicher Drittliga-Torwart ist - strahlte Ruhe aus, gab der Mannschaft Sicherheit. Note 2,5
Niklas Kreuzer - 35 Spiele (3097 Minuten Spielzeit), zwei Tore, elf Torvorlagen, zehn Gelbe Karten, einmal Gelb-Rot: Der vor der Spielzeit von Dynamo Dresden gekommen Mann für die rechte Außenbahn war ein echter Gewinn. Er glänzte gleichermaßen mit Zweikampfstärke und gelungenen Offensivaktionen. Ist ein Führungsspieler, marschierte mit Leistung voran. Damit einer der wenigen Lichtblicke. Hätte in der Form- und Ergebniskrise aber auch mal verbal auf den Tisch hauen sollen. Note 1,5
Jonas Nietfeld - 32 Spiele (2.856 Minuten), ein Tor, zwei Vorlagen, fünf Gelbe: Der Kapitän und gelernte Stürmer erlebte unter Schnorrenberg die zweite Umschulung, fand sich in der Rolle als Abwehrchef überraschend schnell zu Recht. Nietfeld wird im Spielaufbau immer wieder gesucht, hat hier seine Stärken - in Laufduellen aber Defizite. Als die Mannschaft nicht mehr gewann, steckte er in einer Formkrise, in der Rückrunde hatte er mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Doch die HFC-Abwehr wirkte ohne ihn stets weniger stabil. Coach André Meyer dürfte ihn deshalb weiterhin als Abwehrchef sehen. Note 3
Sören Reddemann - 15 Spiele (1.189 Minuten), eine Torvorlage, eine Gelbe: Der 26-jährige verpasste große Teile der Hinrunde durch die Folgen eines Wadenbeinbruchs. Nach seinem Comeback im Januar gegen Waldhof Mannheim (1:2) verlieh er der Defensive direkt Stabilität und zeigte auch im Schlussspurt, dass auf ihn Verlass ist. Note 3
Jannes Vollert - 24 Spiele (2.093 Minuten), drei Gelbe: In der Vorsaison meist noch Reservist, schaffte es der 24-Jährige zum Stammspieler. Aber erst nachdem er seinen Außenbandriss im Knie auskuriert hatte und ab seiner Einwechslung beim so fatalen 1:2 in Havelse (15. Spieltag). Fortan wurde er mit jedem Spiel sicherer. Im Spielaufbau ist aber Luft nach oben beim gebürtigen Rendsburger. Note 3,5
Niklas Landgraf - 32 Spiele (2.577 Minuten), eine Torvorlage, zehn Gelbe, eine Gelb-Rote Karte: Der 26-jährige Allrounder war wieder einmal auf unterschiedlichen Positionen gefragt. Landgraf hatte wenige Ausschläge nach unten, aber eben auch wenige nach oben. Als Sechser mit seiner Zweikampfstärke wertvoll, kann dem Spiel für das Offensivspiel aber selten Impulse geben und ist erschreckend selten direkt an Toren beteiligt (2020/21 fünf Torvorlagen). Landgraf wird mit Reddemann um einen Platz in der Dreierkette kämpfen. Note 3,5
Janek Sternberg - 27 Spiele (1.704 Minuten), eine Torvorlage, drei Gelbe: Der einst bei Werder bundesliga-erfahrene Linksfuß (29) baute im Vergleich zur schon durchwachsenen Vorsaison ab. Spielte Sternberg, wirkte der HFC auf seiner Seite besonders anfällig, weil Sternberg kaum Zweikämpfe gewann. Auch nach vorn weitaus weniger gefährlich als Pendant Kreuzer auf der anderen Seite. Am Ende nur noch Reservist und folglich auch ein Abgang - was auch ihm helfen dürfte. Note: 4,5
Niklas Kastenhofer - 19 Spiele (1.128 Minuten), vier Gelbe: Das HFC-Eigengewächs (23) konnte die Verletztenmisere in der Hinrunde für sich nutzen, etablierte sich mit soliden Leistungen als Stammspieler. War nach einem schwachen Auftritt gegen den TSV Havelse (1:2) aber nicht mehr gefragt, auch weil Sören Reddemann und Janes Vollert zurück waren. Kastenhofer hätte es auch in der nächsten Saison schwer gehabt, auf Spielzeit zu kommen. Sein Abschied ist deshalb nur folgerichtig. Note 4,5
Fynn Otto - zehn Spiele (175 Minuten), einmal Gelb: Für den HFC und das 20-jährige Talent von Eintracht Frankfurt war die Leihe gleichermaßen eine Enttäuschung. Otto fehlte es für Drittliga-Fußball an Robustheit im Zweikampf. Nur zweimal durfte er von Beginn an ran, blieb dabei Vieles schuldig. Note 5
Lukas Griebsch - zwei Spiele (13 Minuten): Das Talent (18) von den HFC-A-Junioren durfte bei den Profis mal reinschnuppern. Man darf auf seine Entwicklung gespannt sein. Note -
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Das Mittelfeld
Saison-Einzelkritik Teil 2: So haben wir die HFC-Profis benotet
Im Offensivspiel blieb die erhoffte Weiterentwicklung über die gesamte Saison betrachtet aus. Warum viele Spieler unter ihren Möglichkeiten blieben.
Von Christopher Kitsche 20.05.2022, 08:15
Joscha Wosz, Marcel Titsch Rivero und Louis Samson (v.l.n.r.) haben im HFC-Mittelfeld höchst unterschiedliche Leistungen gebracht. (Foto: imago/Collage MZ.de)
Halle (Saale)/MZ - Die Anfälligkeit in der Defensive - eine der Hauptgründe warum der Hallesche FC im Herbst mal wieder in eine handfeste Krise schlitterte. 31 Gegentore aus 20 Spielen bedeuteten da den fünftschlechtesten Ligawert. In der Offensive herrschte aber ebenso Stagnation, eine klare Spielidee war nicht erkennbar.
Nach dem Trainerwechsel von Florian Schnorrenberg zu André Meyer wurde die klar formuliert: Die Mannschaft sollte mit Gegenpressing, heißt hohen Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte, und schnellem Umschalten zum Torerfolg kommen. Die Umsetzung gelang jedoch nur in Ansätzen.
Welche Spieler dabei noch positiv auffielen, welche hingegen abfielen. Die MZ zieht eine Leistungs-Bilanz. Teil zwei: Mittelfeld.
Marcel Titsch Rivero- 26 Spiele (1.745 Minuten Spielzeit), drei Tore, vier Torvorlagen, elf Gelbe: Der zweimalig Bundesligaspieler für Eintracht Frankfurt profitierte wie kaum ein anderer in der Mannschaft vom Trainerwechsel von Florian Schnorrenberg zu André Meyer. Zeigte endlich, was von ihm erwartet wurde: Titsch Rivero wurde zum spielstarken Taktgeber im HFC-Mittelfeld, strahlte Torgefahr aus. Für einen neuen Vertrag reichte es aber dann trotzdem nicht, weil den Entscheidern im Klub die eineinhalb Jahre zuvor letztlich zu schwach waren. Note 3,5
Jan Löhmannsröben- 20 Spiele (1.541 Minuten), ein Tor, eine Torvorlage, fünf Gelbe, eine Rote: Der Ex-Rostocker war als zweikampfstarker Mentalitätsspieler einer der Mitgaranten für den Klassenerhalt. Im Passspiel hier und da mit Schwächen. Der Verbleib des Routiniers ist noch offen, würde abr mit Kumpel Aaron Herzog ein gutes Duo in der Zentrale abgeben. Note 3
Louis Samson - 22 Spiele (1.661 Minuten), kein Tor, keine Torvorlage: Der im Sommer von Zweitligist Erzgebirge Aue geholte 26-Jährige legte einen guten Saisonstart hin. Kleinere Verletzungen brachten Samson dann aber immer mehr aus der Spur. Er wirkte nie vollständig fit und verlor deutlich an Substanz. Unter Meyer in der Rückrunde dann kaum noch gefragt. Nur im Derby gegen den 1. FC Magdeburg (1:1) schwang sich Samson als Abwehrchef noch einmal zu einer ganz starken Leistung auf. Note 4,5
Aaron Herzog - neun Spiele (663 Minuten Spielzeit), ein Tor, zwei Torvorlagen, eine Gelbe: Der Kreativspieler, nach erfolgreichem Vorspielen im Sommertrainingslager verpflichtet, war die Positiv-Überraschung der ersten Spieltage. Mit seiner Dynamik, Übersicht und Torgefahr verlieh Herzog dem HFC-Offensivspiel eine besondere Note. Erhielt deshalb einen neuen Vertrag, obwohl nach seinem Kreuzbandriss im Auswärtsspiel bei Waldhof Mannheim (1:2) im September keine weiteren Spiele hinzukamen. Eine vollumfängliche Bewertung ist deshalb nur bedingt möglich, Potenzial ist aber zweifelsohne vorhanden. Note 2,5
Julian Guttau - 32 Spiele (1.782 Minuten), vier Torvorlagen, drei Gelbe: Unter Ex-HFC-Trainer Florian Schnorrenberg schwankten die Leistungen bei Guttau wie schon in der Vorsaison. Als Meyer dann übernahm war das HFC-Eigengewächs kurz im Aufwind. Die Etablierung zur festen Größe gelang ihm aber auch in seiner vierten Profisaison nicht. Im Spiel nach vorn fehlte oft die letzte Überzeugungskraft. Vier Torbeteiligungen bei 32 Einsätzen sind wenig.Positiv aber: Als „Schienspieler“ über links zeigte Guttau verlässliche Defensivarbeit, machte seine Seite dicht. Note 3,5
Tom Zimmerschied - 13 Spiele (730 Minuten), zwei Tore, zwei Torvorlagen, fünf Gelbe: Der Rechtsaußen war der Transfer-Glücksgriff beim Halleschen FC. Vom österreichischen Zweitligisten FC Dornbirn verpflichtet, war Zimmerschied mit starken Leistungen in der Saisonanfangsphase entscheidender Mann in der Offensive. Er riss mit seinen Tiefenläufen immer wieder Löcher in die gegnerischen Abwehrreihen und versorgte Torjäger Terrence Boyd mit überlegten Bällen in die Spitze. Der ehemalige Jugendspieler des FC Bayern war dann aber mit einer komplizierten Schulterverletzung lange außer Gefecht, kehrte erst im Saisonendspurt zurück. Wie bei Herzog fällt ein abschließendes Urteil deshalb nicht leicht. Note 2
Julian Derstroff - 28 Spiele (1.204 Minuten), zwei Tore, zwei Torvorlagen, sechs Gelbe: Der erfahrene Mann begann die Spielzeit nach guter Vorsaison als Stammspieler. Den Platz verlor Derstroff aber relativ schnell, weil er nur noch allzu selten seine Qualitäten im Eins gegen Eins und im Abschluss ausspielen konnte. Ex-Trainer Schnorrenberg missfiel zu Recht besonders das mangelhafte Defensivverhalten des Linksaußen. Auch unter Meyer erhielt Derstroff kaum noch Einsatzzeit. Das zweite HFC-Jahr war für ihn eine große Enttäuschung. Note 4,5
Elias Löder - 13 Spiele (360 Minuten), ein Tor: Der ehemalige Auer Jugendspieler kam als achtmaliger Regionalliga-Torschütze (sechs Spiele) und Torschütze des Monats kurz vor Transfer-Schluss zum HFC. Löder fasste aber weder unter Schnorrenberg noch unter Meyer Fuß. Bei seinen wenigen Einsätzen fand der Offensivmann keine Bindung zum Spiel. Einziger Höhepunkt: Löders Kopfballtor im Derby-Rückspiel gegen den 1. FC Magdeburg (1:1). Note 4,5
Sebastian Bösel - sieben Spiele (259 Minuten), drei Gelbe: Der drittliga-erfahrene Profi kam als Spät-Transfer in der Winterpause vom 1. FC Saarbrücken zum Halleschen FC. Bösel erhielt zunächst Kurzeinsätze, machte seine Sache als Ballerober nicht schlecht. Die erhofften kreativen Impulse von ihm blieben aber Mangelware. Bösel bekam vor allem auch deshalb kein neues Vertragsangebot. Note: 4
Joscha Wosz- zwölf Spiele (377 Minuten), zwei Torvorlagen, drei Gelbe: Der Neffe von HFC-Legende Dariusz Wosz kam als Leihspieler von Bundesligist RB Leipzig im Winter zu den Rot-Weißen. Die kurze Rückkehr auf Zeit, Wosz spielte bereits in der Jugend bei den Rot-Weißen, verlief aber wenig zufriedenstellend für den 19-Jährigen. Wosz stand nur dreimal in der Startelf, konnte seine zweifelsohne vorhandenen technischen Fähigkeiten nur selten zur Geltung bringen, verlor viele Zweikämpfe. Meyer fand für Wosz keine Rolle in seinem Spielsystem. Immerhin gelangen ihm zwei Torvorlagen. Note 4
Lucas Halangk - drei Spiele (drei Minuten): Der 18-Jährige Nachwuchsspieler erhielt unter Schnorrenberg drei Kurzeinsätze und darf sich nun in der nächsten Saison weiter an das Profi-Niveau herantasten. Note -