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HALLE VERLIERT SEINEN SCHILLERNDSTEN SPIELER
„Enttäuschung ist keine Kategorie“: Wie der HFC den Boyd-Weggang erklärt
Der Drittligist gibt ausgerechnet im Abstiegskampf mit Terrence Boyd seinen besten Stürmer an Kaiserslautern ab. Was die Beteiligten dazu sagen.
Von Christoph Karpe und Christopher Kitsche
22.01.2022, 10:20 • Aktualisiert: 22.01.2022, 10:35
HFC-Präsident Jens Rauschenbach (l.) und Sportdirektor Ralf Minge erlebten einen turbulenten Freitag beim Halleschen FC. (Foto: Objektfoto)
Halle (Saale)/MZ - Der Transferschock beim Halleschen FC war perfekt, als Terrence Boyd am Freitagmittag gegen 13.30 Uhr ein paar mit Habseligkeiten gefüllte Müllsäcke im Auto verstaute und vom Gelände am Leuna-Chemie-Stadion in Halle rauschte. Ziel Kaiserslautern, 1. FC. Dorthin wechselte der Star des Fußball-Drittligisten Knall auf Fall.
Aufstiegschance statt Abstiegskampf - und ein üppiger Gehaltszuschlag. Anstatt der rund 20.000 Euro monatlich in Halle jetzt wohl mindestens 30.000 Euro lockten den HFC-Topverdiener in die Pfalz. „Es ist so gekommen, wie es kommen sollte. Wir sind im Guten auseinander gegangen, ich wurde hier nicht vom Hof gejagt“, sagte Boyd in seinen letzten Worten.
Hallescher FC kassiert rund 250.000 Euro Ablöse für Terrence Boyd vom FCK
Der viermalige Meister und aktuelle Tabellenzweite hatte lange einen Stürmer gesucht, sich den HFC-Rekordschützen ausgesucht und zuletzt massiv um den Star der Liga geworben. Boyd (30), der am Vortag in Halle bei Interviews schauspielerisch noch so getan hatte, als brenne er auf das erste Punktspiel unter Trainer André Meyer in Braunschweig am Sonnabend, soll Kaiserslautern zum Aufstieg schießen. Koste es, was es wolle. 6,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten wurden am Betzenberg im Dezember hochgerechnet.
Trotzdem bekam der HFC, bei dem Boyd noch bis zum 30. Juni unter Vertrag gestanden hätte, etwa 250.000 Euro Ablöse und noch Stürmer Elias Huth (24) dazu, der in Lautern meist nur auf der Ersatzbank saß. Der 24-Jährige absolvierte am Freitag sein erstes Training mit seinem neuen HFC-Team: „Es ist schön, hier zu sein, denn ich erwarte mir jetzt mehr Einsatzzeiten“, betonte Huth danach und meinte: „Für Terrence Boyd ist es auch ein schöner Wechsel. Ich traue mir zu, in seine Fußstapfen zu treten. Deswegen bin ich hier.“
Die Vereinsführung erklärte derweil, warum man in der brisanten sportlichen Situation Boyd hatte ziehen lassen, dem man im Herbst noch einen Dreijahresvertrag angeboten hatte. Präsident Jens Rauschenbach, den die Turbulenzen mitnahmen, sagte der MZ: „Enttäuschung ist keine Kategorie im Profifußball. Boyd hat uns mitgeteilt, dass er einen Vertrag bei Kaiserslautern unterschreiben wird und unbedingt schon in der Winterpause wechseln will.“
Hallescher FC findet Boyd-Alternativen in Elias Huth und Joscha Wosz
Also wurde abgewogen: „Verzichten wir auf eine Ablösesumme und binden einen Spieler, der mit den Gedanken schon bei einem anderen Verein ist. Oder suchen wir nach Alternativen.“ Man fand sie mit Elias Huth und Joscha Wosz. Doch der HFC sucht weiter. Die Ablöse werde man „in den Kader investieren“. Man habe noch Spielraum.
Ob Boyd in der nächsten Woche zu allem Übel beim Spiel des HFC in Kaiserslautern gegen die Rot-Weißen auflaufen werde, wollte Rauschenbach nicht sagen. „Über Wechselmodalitäten sprechen wir öffentlich nicht.“
Boyd und Kaiserslautern, das hat eine lange Vorgeschichte. Schon im Sommer 2020 hatte es den ersten Kontakt und ein Angebot der Lauterer gegeben. Das sei bereits „verlockend“ gewesen, sagte Boyd im Rückblick. Auch aus privaten Gründen: Die Zukunft von Boyd und seiner Familie liegt in Heidelberg - der Heimatstadt von Boyds Frau.
Terrence Boyd und seine Familie zieht privat es in den Raum Heidelberg
Das hatte er in den Halle Jahren seit 2019 stets betont. Dort soll die älteste Tochter zur Schule gehen. Damals entschied er sich aber noch für einen Verbleib beim HFC. Als der FCK nun erneut laut anklopfte, konnte er nicht widerstehen.
„Ich verlasse hier kein sinkendes Schiff. Wir haben Jungs mit genug Qualität, die werden die nötigen Leistungen für den Klassenerhalt abrufen“, sagte der Vizekapitän und Drittliga-Rekordtorschütze des Vereins (85 Spiele, 39 Tore) und fuhr ab