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Vollzug wohl am Dienstag
Ein Typ zur rechten Zeit? HFC vor Verpflichtung von Jan Löhmannsröben
Der Hallesche FC ist auf der Suche nach Verstärkungen wohl fündig geworden: Jan Löhmannsröben soll am Dienstag als Zugang vorgestellt werden.
Von Christoph Karpe 06.09.2021, 20:30
Ein extrovertierter Typ für den Halleschen FC: Jan Löhmannsröben steht vor der Unterschrift. (Foto: imago images/Fotostand)
Halle (Saale)/MZ - Die Zeichen schienen eindeutig. Am Sonntagabend hatte Jan Löhmannsröben, seines Zeichens Fußballer mit Defensiv-Qualitäten und angeblich beim Halleschen FC (wie bei Viktoria Köln) durchaus begehrt, in sozialen Netzwerken ein Bildchen gepostet.
Händedruck, Unterschrift und ein Fußball. Der 30-Jährige hat eine Woche nach seiner Vertragsauflösung beim Zweitligisten Hansa Rostock einen neuen Klub gefunden. Nichts anderes konnte das heißen.
Bei Menschengruppen, die es mit dem HFC halten, setzte Betriebsamkeit ein: Löhmannsröben kommt, blöd, dass er mal beim FCM gespielt hat und blöd auch, dass der Mann vom Typ schräger, lauter, bunter Vogel immens polarisiert. Aber warum nicht trotzdem holen? Löhmannsröben kann rustikal abräumen. So einer wird gebraucht. Erst recht angesichts von einer Verletztenzahl, die sich gefühlt täglich erhöht. Also: Her mit ihm. Die Not ist groß. Willkommen, Jan. So der Boden-Filtersatz der Netz-Meinungen.
Hallescher FC: Vertrag mit Jan Löhmannsröben ist noch nicht unterschrieben
Am Montag: Still ruht der See. Aus der Presseabteilung des HFC kommt nur der Hinweis, an diesem Tag passiere nichts in puncto eines Zugangs. Mmhh. Stehen die Fragen: Wo hat Jan Löhmannsröben unterschrieben? Warum geht beim Halleschen FC nichts? Und fest stand auch: Am Sonntag hatte Löhmannsröben bestimmt noch nicht in Halle unterschrieben.
Nun das große ABER: Einen Handschlag gab es wohl. Erster Tipp: mit HFC-Sportchef RalfMinge. Die örtlichen Tätowierstudios in Halle können sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit über einen neuen Lieblingskunden freuen.
Aller Voraussicht nach wird Jan Löhmannsröben an diesem Dienstag als Profi des Halleschen FC vorgestellt und zur Abwechslung in seiner Karriere mal in rot-weiß eingekleidet. Um 13 Uhr ist Training am Leuna-Chemie-Stadion. Spätestens dann dürfte das „Löh“-Geheimnis gelüftet sein. Dann sollte sich der Analog-Staubsauger für das Mittelfeld im HFC-Team tummeln.
Verstärkungen für den Kader gesucht: Hallescher FC sprach mit vielen Kandidaten
Und womöglich gibt es ja noch eine Überraschung in Form eines zweiten Neuen. Geredet wurde in den letzten Tagen und Wochen mit und über einige weitere Kandidaten, die helfen könnten: u. a. Lukas Boeder und Stipe Vucur - in der letzten Saison noch Teile des HFC-Abwehrblocks.
Der erneute Handlungsdruck auf die sportliche Leitung hatte in den letzten Tagen zugenommen. Vor einer Woche hatte Sportchef Minge in der MZ das Team als „absolut konkurrenzfähig“ in Liga drei eingeschätzt, aber auch bemerkt: „Mit den vielen Langzeitverletzten sind einige Engpässe entstanden, die wir planerisch nicht abbilden konnten. Also mussten wir noch einmal intensiver in Überlegungen eintauchen“, erzählte er.
„Es standen die Fragen: Bringt eine Verpflichtung einen Mehrwert? Wie wirkt sie sich atmosphärisch aus? Ist es wirtschaftlich darstellbar? Dabei spielte natürlich auch eine Rolle, dass die Verletzten zurückkommen.“ Die Aussagen standen vor dem mehrwöchigen Ausfall von Sechser Louis Samson, dem Armenien mäßigen 0:6 bei Zweitligist Aue und der nicht nur dort uninspirierten Vorstellung von Samson-Vertreter Marcel Titsch Rivero im Raum.
Hallescher FC: Vorstand gibt Ralf Minge grünes Licht für Transfer
Aber ist dem tatsächlich so, dass Minges Bedenken taugten, die Not zu dominieren? Nein. Wirtschaftlich hat der HFC schon deshalb Spielraum, weil die Langzeitverletzten von der Berufsgenossenschaft bezahlt werden. Grünes Licht zu handeln, hatte der Vorstand Minge längst gegeben.
Und was die Güte der aktuellen Ausfälle angeht: Jannes Vollert, Sören Reddemann und Janek Sternberg konnten niemals durchgängig überzeugen. Bei einer Rückkehr müssen sie nicht unbedingt Startelf-Kandidaten sein. Rücksicht passt da nicht. Schließlich geht es um Profi-Fußball - und in Halle - um das Ziel, möglichst vorn mitzuspielen.
Die Frage bleibt: Passt Jan Löhmannsröben ins Team des HFC?
Bleibt der Punkt atmosphärischer Einfluss eines Neuen auf das bisher großartige Binnenklima. Löhmannsröben, der bei Partys auf Mallorca im Rausch schon mal über Tische und Bänke gegangen ist - nackt mit heruntergelassener FCM-Hose.
Oder der in einem legendären Interview als Lautern-Profi die DFB-Bosse zum Cornflakes-Zählen schicken wollte. Der Mann fällt auf, polarisiert. Manche halten ihn für unberechenbar. Und sportlich hat es offenbar nicht für die zweite Liga gereicht. Hansa-Coach Jens Härtel hatte plötzlich keine Verwendung mehr für ihn.
Den manchmal schrägen Löhmannsröben in die Truppe zu integrieren, das wird nicht der leichteste Job für Trainer Florian Schnorrenberg. Aber der Neue könnte mit allem, was er mitbringt, der richtige, geradlinige, kompromisslose Typ zur rechten Zeit sein. Ehe der HFC womöglich in eine sportliche Krise stürzt. Am Sonntag (13 Uhr im Liveticker) kommt 1860 München, ein selbst erklärter Aufstiegskandidat nach Halle. Da werden standfeste Männer wie Löhmannsröben gebraucht.