Hier noch das Interview, auf das sich der Stern bezieht (MZ+):
https://www.mz.de/sport/hallescher-fc/h ... er-3467497
Rauschenbach: „Der Kader wurde als sicher drittligatauglich eingeschätzt“
Abstiegsplatz, Torflaute, Endspielgerüchte um Trainer André Meyer - Präsident Jens Rauschenbach verrät im MZ-Interview seine Sicht auf die Situation.
Halle/MZ - Beim Halleschen FC ist Krisenzeit. Die Mannschaft steht mit nur zehn Punkten aus zwölf Spielen auf Abstiegsplatz 18, hat bisher nur zweimal gewonnen. In den vergangenen drei Spielen gelang kein eigenes Tor mehr. Vor der Partie in Aue (1:1) war schon von einem Endspiel für Trainer André Meyer geunkt worden. Der fühlte sich zuletzt vor allem von Sportdirektor Ralf Minge allein im Regen stehen gelassen. In dieser wenig erfreulichen Gemengelage sprachen Christoph Karpe und Fabian Wölfling mit Präsident Jens Rauschenbach über den Ist-Zustand des Klubs, über das Standing von Meyer im Vorstand und die Nahziele.
Herr Rauschenbach, die sportliche Situation ist, gelinde gesagt, nicht berauschend. Wie wird der Ist-Zustand von Ihnen bewertet?
Jens Rauschenbach: Wir werden das nicht beschönigen, die Punktausbeute und auch die Gesamtleistung der letzten Spiele ist insgesamt nicht befriedigend. Wir haben es trotz allem Einsatz und auch einer guten Defensivleistung nicht geschafft, genügend Torchancen zu kreieren, sie zu nutzen und mal ein knappes Spiel für uns zu ziehen. Wir brauchen mehr Dynamik, Zug zum Tor und Treffer. Allen ist klar, dass wir uns in den nächsten Spielen durchbeißen und punkten müssen.
Das klingt, als müsse Trainer André Meyer spätestens jetzt liefern. Gab es ein Ultimatum, wie es kolportiert wurde?
Nein, es gab und gibt kein Ultimatum. Die Gremien haben getagt, es wurden aber keine Trainerkandidaten präsentiert oder der Trainerrauswurf definiert. Dass alle zusammen im Verein liefern müssen, um uns da unten rauszubringen, ist jedoch glasklar.
Wird das anstehende Montagsspiel gegen Bayreuth eventuell zum Schlüsselspiel?
Nochmal: Es gibt kein Ultimatum. Im Übrigen helfen solche Diskussionen auch nicht weiter, sondern lenken von der Aufgabe ab.
Heißt das: André Meyer bleibt auch im Falle einer Niederlage - oder eines Unentschiedens - gegen den Tabellenletzten?
Im Fußball kann niemand einen Persilschein ausstellen, jeder muss sich an den Erfolgen über einen bestimmten Zeitraum messen lassen. Über allen steht der Erfolg des Vereins und diese Saison klar die Absicherung der 3. Liga. Wir wollen natürlich den gemeinsamen Entwicklungsplan des Vereins über die nächsten zwei, drei Jahre gemeinsam fortführen. Im Übrigen treffen solch wichtige Entscheidungen immer die insgesamt zehn Mitglieder der Gremien beim HFC und hier habe ich auch eine Stimme.
Zuletzt wirkte es so, als ob Trainer Meyer und Sportchef Ralf Minge nicht recht miteinander können. Meyer bemängelte fehlende Rückendeckung und es klang so durch, als ob er mit der Kaderzusammenstellung unzufrieden sei...
Zunächst einmal: Persönliche Befindlichkeiten sind dem Erfolg des Vereins unterzuordnen und gehören intern unter Männern geklärt. Das wurde klar miteinander sortiert. Bezüglich der Kaderzusammenstellung gilt bei uns das 3:0-Prinzip. Das heißt: Minge, Meyer und Scout Timo Röttger müssen sich bei Verpflichtungen einig sein. Das war bei jedem Spieler, den wir geholt haben, der Fall. Seitens des Vorstandes wurde dieser Empfehlung gefolgt. Nun ist es kein Geheimnis, dass wir den ein oder anderen Spieler gern verpflichtet oder, wie Elias Huth, gern gehalten hätten - und dabei überboten wurden. So ist es nun einmal. Dennoch gilt: Der Kader wurde entsprechend den Systemvorstellungen des Trainers in gemeinsamer Entscheidung der sportlichen Leitung zusammengestellt und als sicher drittligatauglich eingeschätzt.
Und wie ist nun das Verhältnis zwischen Meyer und Minge?
Wir haben uns bewusst für die Konstellation erfahrener Sportchef und junger Trainer entschieden. Das Verhältnis ist professionell und gut. Wir erwarten, dass beide ihre jeweiligen Stärken für den Erfolg einsetzen.
Reicht die Qualität des Kaders, um das Ziel, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, erreichen zu können?
Wir haben uns alle gemeinsam für den Umbruch im Sommer entschieden. Grundsätzlich möchte ich aber mal mit der Legende aufräumen, wir hätten nur unerfahrene Spieler verpflichtet. Wir haben einige Spieler verpflichtet, die Leistungsträger in der 3. Liga oder bei Spitzenmannschaften der Regionalliga waren. Und gleichzeitig Spieler gehalten, die über viel Erfahrung verfügen. Wenn man sich zum Beispiel die Marktwerte unserer Stammelf anschaut, liegen wir in der Liga im guten Mittelfeld. Es ist die Aufgabe der sportlichen Führung, die Qualität nun auf den Platz zu bringen. Wir wollen immer über dem Strich stehen, das ist Mindestanspruch.
Gibt es die finanzielle Möglichkeit, in der Wintertransferphase nachzurüsten?
Wir haben den Spieleretat in der Saisonvorbereitung als Vorstand auch mit eigenem Geld und neuen Sponsoren nochmals aufgestockt, wir liegen nun mit etwa 4,2 Millionen Euro auf dem Niveau der Vorsaison. Aber sollte die dringende Notwendigkeit bestehen, werden wir eine Lösung finden.
Wie erleben Sie die aktuelle Situation persönlich?
Natürlich ist die aktuelle Situation für alle unbefriedigend. Ich kann den Unmut zum Teil verstehen. Aber ich bekomme zur Zeit auch Mails, in denen ich unter der Gürtellinie beschimpft werde. Da kann einem die Lust an der Aufgabe vergehen. Umso wichtiger ist, dass wir mit den notwendigen Punkten schnell Ruhe reinbringen. Das ist die Aufgabe, der sich alle verschreiben müssen.