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mirkow
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MZ+

Schmiede statt Bedienladen

Hallescher FC Nach zehn Jahren Provisorium am Sandanger hat die Jugend endlich ein neues festes Zuhause. Welche Möglichkeiten das Areal auf der Silberhöhe bietet.
Von Christopher Kitsche

Halle/MZ - Ein Umstand bleibt auch in der neuen sportlichen Heimat gleich: Umziehen müssen sich die 14 Jugendmannschaften des Halleschen FC im Nachwuchsleistungszentrum auf der Silberhöhe vorerst weiter in Containern - wie in den Jahren zuvor auf dem Gelände am Sandanger. Das Funktionsgebäude samt Kabinen wird erst im dritten Quartal 2024 bezugsbereit sein.

Am weiteren kleinen Provisorium störten sich die Jugendspieler am Mittwoch bei der offiziellen Eröffnung aber nicht weiter. Sie schwärmten vom "vielen Platz", kickten auf dem gepflegten Grün fleißig die ersten Bälle umher. Ab sofort stehen den HFC-Talenten auf dem Gelände in Halles Süden unter anderem drei Rasenplätze, zwei Kunstrasenflächen, ein Kleinspielfeld sowie ein Athletikplatz zur Verfügung. Damit endet für den rot-weißen Nachwuchs nach Jahrzehnten die Zeit am Sandanger, wo 2013 die alte Anlage durch ein Hochwasser zerstört wurde.

Der Weg zum neuen Zuhause war steinig: Die finanziellen Mittel aus dem Fluthilfefonds standen später als gedacht zur Verfügung, dann hakte es bei der Bauplanung. Erst im Spätsommer 2020 liefen die Arbeiten an. Schließlich erschwerten gleich 16 Bombenfunde die Fertigstellung des 86.000 Quadratmeter großen Areals. Durch erhöhte Materialkosten stiegen die Gesamtkosten von ursprünglich geplanten 11,3 Millionen auf 19 Millionen Euro an. Das Land erhöhte das Budget, um das Projekt zu retten. "Wir haben diesem Moment zehn Jahre entgegengefiebert. Das ist ein absoluter Meilenstein, hierherzuziehen", sagte HFC-Vorstandsmitglied Oliver Kühr deshalb. "Das ist der letzte Baustein, um vom DFB zertifiziert zu werden. Darum kämpfen wir seit Jahren."

Ohne die Zertifizierung lief es in den vergangenen Jahren oft so: Der HFC bildete Spieler aus, die verließen den Verein dann aber ablösefrei - etwa zu Erzrivale 1. FC Magdeburg. "Wir waren ein Stück weit auch ein Bedienladen für andere", sagt HFC-Nachwuchsleiter Jens Kiefer. Das soll sich künftig ändern. Ziel ist es, durch die neuen Möglichkeiten hoffnungsvolle Talente anzuziehen, die dann gegen höhere Ausbildungsentschädigungen abgegeben werden könnten. "Die Attraktivität des Jugendbereichs wird dadurch gesteigert. Das war auch die Rückmeldung von Spielern, die sich für uns entschieden haben. Entscheidend werden aber auch die Spielklassen der Mannschaften sein", sagt Kiefer. Die U19 des HFC hat nach dem Abstieg im vergangenen Jahr als Regionalliga-Zweiter die Aufstiegsspiele zur Bundesliga erreicht, die U17 bleibt in der Regionalliga und die U15 stieg aus selbiger ab.

Ein hohes Niveau in der Jugend wäre wichtig, um die Durchlässigkeit zu den Profis zu erhöhen. Zuletzt gelang der Sprung Lucas Halangk, der in dieser Saison als Vertreter von Vize-Kapitän Niklas Kreuzer auf mehrere Einsätze kam. Davor wurden Julian Guttau und Niklas Kastenhofer zu Profis bei den Rot-Weißen. "Die Tür nach oben soll offen sein", sagt Kiefer. Nach MZ-Informationen wird U19-Stürmer Jonas Marx einen Anschlussvertrag erhalten. Auch Luka Vujanic und Robert Pessel sollen zu den Profis aufrücken.



MZ+

Konstanter Brecher wird erster Zugang
Baumann kommt vom FSV Zwickau.
Von Christopher Kitsche

Halle/MZ - Die Zeichen sind unverkennbar. Auch der Sandberg auf dem Parkplatz am Leuna-Chemie-Stadion macht deutlich: Das Ende der Saison ist in Sicht. Noch ein letztes Mal werden die Profis des Halleschen FC am Freitag auf den Trainingsplatz gehen, sich auf das wichtige Landespokalfinale in Halberstadt am Samstag (12.15 Uhr) gegen Oberligist Einheit Wernigerode vorbereiten. Danach wird der Sand auf den Rasen geschüttet, die Spieler fahren in den Urlaub.

Zweimal zweistellig

Was schon jetzt feststeht: Bei ihrer Rückkehr werden die HFC-Kicker einen neuen Kollegen begrüßen können. Am Donnerstag gab der Verein die erste Verpflichtung für die kommende Spielzeit 2023/24 in der dritten Fußballliga bekannt: Stürmer Dominic Baumann kommt ablösefrei von Absteiger FSV Zwickau zu den Rot-Weißen, erhält die Rückennummer 28. Über die Länge der Vertragslaufzeit wurde nichts bekannt.

Damit hat HFC-Sportdirektor Thomas Sobotzik schon jetzt eine wichtige Personalie geklärt. Denn Baumann ist der Torjäger, der in den vergangenen Monaten gefehlt hat. Der 28-Jährige erzielte in der abgelaufenen Saison 14 Treffer für Absteiger Zwickau, drei davon in Spielen gegen den HFC. Sein Doppelpack im Leuna-Chemie-Stadion Ende Januar sollte André Meyer den Trainerjob kosten. In der vorherigen Spielzeit kam Baumann auf elf Treffer. Der gebürtige Sachse, der vor seiner Zeit bei den Schwänen für Dynamo Dresden, den 1. FC Nürnberg und die Würzburger Kickers auflief, bewies also, dass er auch für ein Team aus der unteren Tabellenregion konstant gut treffen kann.

Sobotzik lobt Qualitäten

Beim HFC wurde ein solcher Knipser in der vergangenen Saison schmerzlich vermisst. Dominik Steczyk (fünf Tore), Andor Bolyki (drei) und Sebastian Müller (zwei) haben zusammen weniger Treffer erzielt als Baumann alleine. "Dominic Baumann verfügt beim Torabschluss über ein großes Repertoire. Er passt mit seiner immensen Erfahrung, robusten Mentalität und seinen nachgewiesenen Fähigkeiten optimal in unser Anforderungsprofil", sagte Sobotzik deshalb erwartungsfroh.

Der erste Zugang steht also fest, weitere dürften folgen. Am Mittwoch verabschiedete der HFC gleich neun Spieler. Bedarf gibt es vor allem noch auf den Flügeln. Auch auf der Torwartposition wird sich der HFC wohl neu aufstellen, wenngleich Stammkeeper Felix Gebhardt noch nicht offiziell verabschiedet worden ist.

mirkow
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Re: Presseschau

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chemiebeiköhler hat geschrieben:
Do 1. Jun 2023, 19:58
https://www.mz.de/sport/hallescher-fc/h ... duced=true

Kann das jemand entfitzeln?
Der Artikel ist irgendwie noch nicht in der App, sonst würde ich den auch posten @chemiebeiköhler

thbreti
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thbreti
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thbreti
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thbreti
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hfctony
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mirkow
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Von vorgestern MZ+

"Zimme" geht mit Wehmut
Hallescher FC Tom Zimmerschied kam als großer Unbekannter zum Verein, nach zwei Jahren zieht er als gestandener Drittliga-Spieler weiter. Warum ihm diese Entscheidung nicht leicht fiel.
Von Christopher Kitsche

Halle/MZ - Die zwiespältigen Gefühle klangen bei Tom Zimmerschied auch am Montag noch durch. Von einem "schönen Abschluss" mit der Mannschaft sprach der Mittelfeldspieler des Halleschen FC. Nach dem Klassenerhalt in der dritten Fußballliga wurde am Samstag mit dem Sieg im Landespokalsieg gegen Einheit Wernigerode (1:0) und der damit verbundenen Teilnahme am DFB-Pokal auch das zweite große Saisonziel erreicht. "Das war sehr wichtig für uns alle", sagte Zimmerschied zufrieden. Die anschließende Siegesfeier in Halle war gleichzeitig aber auch ein "trauriger Abend" für den 24-Jährigen, der in der abgelaufenen Drittliga-Saison zehnmal und damit so oft wie kein anderer für die Rot-Weißen traf. Denn für Zimmerschied waren es die letzten Stunden mit der Mannschaft, in der er sich "extrem wohlgefühlt" und viele Freundschaften geschlossen hat. Nach zwei Jahren beim HFC wird er den Verein verlassen und sich zur neuen Saison dem Vernehmen nach Drittliga-Konkurrent Dynamo Dresden anschließen. Auch Zweitliga-Aufsteiger SV Elversberg und 1860 München wollten Zimmerschied unter Vertrag nehmen.

Die Entscheidung, die neue Herausforderung zu nehmen, hat sich Zimmerschied nicht leicht gemacht. Der Verein und die Stadt sind über die zwei Jahre zum Zuhause für den gebürtigen Münchener geworden. "Ich war lange hin- und hergerissen und habe ernsthaft darüber nachgedacht, in Halle zu bleiben. In diesem familiären Umfeld fühle ich mich einfach sehr wohl. Und ich habe dem Verein viel zu verdanken. Er ist mir sehr ans Herz gewachsen."

Doch die Aussicht, anderswo höhere Ziel in Angriff nehmen zu können, waren für Zimmerschied letztlich ausschlaggebend für den Wechsel. Auch das Gehalt wird in Dresden über dem in Halle liegen. Für "Zimme" endet damit die Zeit an der Saale, die im Sommer 2021 furios begann.

Vom damaligen Chefscout Timo Röttger entdeckt, kam Zimmerschied aus der zweiten österreichischen vom FC Dornbirn zum HFC. Als weitgehend Unbekannter machte er mit überzeugenden Leistungen schnell auf sich aufmerksam. "Das war erst einmal eine komplett neue Welt für mich. Einige Mitspieler hatten ja sogar schon in der Bundesliga gespielt, alles war aufregend und es lief super", erinnert sich Zimmerschied. In Erinnerung bleibt dem Ex-Jugendspieler des FC Bayern vor allem auch sein Premierentor im August 2021 gegen den 1. FC Kaiserslautern - ein wuchtiger Distanzschuss. Bitter: Im selben Spiel verletzte sich Zimmerschied schwer an der Schulter. Es folgten zwei Operationen und eine Ausfallzeit von mehreren Monaten. "Das war ein Nackenschlag. Das familiäre Umfeld hier hat mir aber immer den Rücken gestärkt", sagte er.

In seiner zweiten Saison avancierte Zimmerschied dann zum unumstrittenen und konstanten Leistungsträger beim HFC. Zumeist wurde er als offensiver Linksaußen eingesetzt, aufgrund seiner unkonventionellen Spielweise war er aber fast überall auf dem Platz zu finden. "In den zwei Jahren habe ich mich vor allem in meinem Spielverständnis weiterentwickelt", sagte Zimmerschied.

Auf diese Qualitäten hofft man nun auch in Dresden, wo nach dem knapp verpassten Aufstieg in der nächsten Saison eine neuer Anlauf Richtung zweiter Bundesliga unternommen wird. Beim Traditionsverein könnte Zimmerschied auch Drittliga-Torschützenkönig Ahmet Arslan ersetzen, dessen Verbleib ungewiss ist. "Auch wenn jetzt vielleicht manche Fans verärgert sind, würde ich mich freuen, wenn in Erinnerung bleibt, dass ich immer alles für den Verein gegeben habe", sagte Zimmerschied. Er freut sich schon auf das Wiedersehen in der kommenden Saison.

thbreti
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Re: Presseschau

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thbreti
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Schwalbenkönig
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mirkow
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Mal noch ein paar Artikel aus der MZ (war im urlaub :D):

Flucht und Segen

Hallescher FC Burkhard Pingel und Norbert Nachtweih hatten 1976 als Nachwuchsfußballer die Chance, die DDR zu verlassen. Der eine blieb, der andere ging. In der MZ erzählen sie vom Moment ihrer Entscheidung.

Von Julius Lukas

Auf dem Weg durch die engen Gassen des quirligen Istanbuler Basars biegen Norbert Nachtweih und Jürgen Pahl in ein Lederwarengeschäft ab. Mit dabei ist Burkhard Pingel. Die drei sind Nachwuchsfußballer des Halleschen FC. Mit der U21-Nationalmannschaft der DDR befinden sie sich gerade auf Länderspielreise in der Türkei. In dem Geschäft erzählen Pahl und Nachtweih ihrem Mitspieler und Freund vom Treffen am Abend zuvor. Von dem US-Amerikaner, der auch in Istanbul ist. Davon, dass dieser Amerikaner ihnen Hilfe angeboten und ihnen sein Hotel genannt habe. "Bis das Taxi kam, hatte ich fünf Minuten Zeit, mich zu entscheiden, ob ich mitfahre", erinnert sich Burkhard Pingel an diesen Moment in Istanbul. "Als die beiden dann in das Taxi einstiegen, fragte Norbert mich: ,Na, kommste jetzt mit' - und ich, ich sagte: 'Nein.'"

Fast 47 Jahre ist dieser Augenblick her, in dem sich die Lebenswege der drei Nachwuchsfußballer entschieden. Am Freitag findet in Halle dazu eine Abendveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung statt, bei der Burkhard Pingel und Norbert Nachtweih von den Ereignissen im November 1976 berichten. Mit der MZ sprachen beide schon im Vorfeld über die Tage in der Türkei, die nur aus einem von beiden einen Flüchtling machten - und zudem den erfolgreichsten DDR-Fußballer der Bundesligageschichte.

Träume, Reisen, Bundesliga

Dass es so kam, war purer Zufall. Das Länderspiel gegen die Türkei fand am 16. November 1976 in der türkischen Millionenmetropole Bursa statt und endete 1:1. Am Abend saßen Jürgen Pahl, der heute in Paraguay lebt, und Norbert Nachtweih noch an der Bar ihres Hotels. Dort war auch ein amerikanischer Reiseleiter, mit dem sie ins Gespräch kamen. Geplant war das nicht. Erlaubt ebenso wenig. Sie erzählten trotzdem über Träume, Reisen und die Bundesliga. "Wir hatten zuvor schon immer überlegt, wie es denn sein würde, dort zu spielen, ob wir mithalten könnten", erinnert sich Norbert Nachtweih, der mit Pahl und Pingel schon viele Jahre beim Halleschen FC zusammenspielte. "Und wir waren da auch immer ganz großspurig, dass wir sofort in die Bundesliga gehen würden, wenn wir es könnten."

Durch den Reiseleiter aus den USA ergab sich nun die Möglichkeit, dem westdeutschen Oberhaus näher zu kommen. Nach dem Gespräch an der Bar trafen sich Nachtweih und Pahl in dessen Hotelzimmer, wo er ihnen bei einem Glas Whisky die Möglichkeit eröffnete, ihnen bei der Flucht zu helfen. Ebenso wie die Nationalspieler war er am nächsten Tag in Istanbul, wo sie in sein Hotel kommen sollten, um dann über die Botschaft zu fliehen. "In der Nacht und die ganze Fahrt von Bursa nach Istanbul ratterte es in mir", erzählt Nachtweih, der damals erst 19 Jahre alt war. Bis zuletzt, auf dem Basar, habe er gehofft, dass der ein Jahr ältere Jürgen Pahl die Aktion abbrechen würde. "Ich war ja ein totaler Familienmensch, bin in jeder freien Minute nach Hause gefahren, zu meinen Eltern und meinen Geschwistern", erinnert sich der aus Polleben (Mansfeld-Südharz) stammende Nachtweih. Beim Gedanken, in der Bundesliga spielen zu können, habe es dann aber doch gekribbelt. Also ging er mit, stieg in das Taxi. "Das war eine komplett sportliche Entscheidung, ich war jung, mich reizte die Bundesliga", sagt der heute 66-Jährige. "Mit Politik hatte das nichts zu tun, denn uns Fußballern ging es in der DDR ja gut."

Das Kribbeln, diese Anziehung, sagt Burkhard Pingel, habe er damals nicht gespürt. "Ich hatte ja nur sehr wenig Zeit, mich zu entscheiden, mein komplettes Leben hinter mir zu lassen", erzählt der aus Brandenburg an der Havel stammende Fußballer. "Und da überwog bei mir die Angst, die Angst um meine Familie, meine Eltern, weil ich mir ausmalte, was mit denen passieren würde, wenn ich flüchte - das wollte ich nicht."

Für Nachtweih und Pahl ging es mit dem Taxi zum Hotel des Amerikaners. Sie wurden bei einem Pfarrer einquartiert. Erst wollte die US-Botschaft sie ausfliegen lassen, dann übernahmen Diplomaten der BRD. "Das dauerte insgesamt zehn Tage, in denen wir uns ziemlich frei in Istanbul bewegten, in Bars und ins Kino gingen", erzählt Nachtweih. Obwohl nach ihnen gesucht wurde, hatten sie keine Angst, festgenommen zu werden. "Aus heutiger Sicht waren wir einfach sehr naiv und dachten uns nichts dabei." Warum der Geheimdienst der DDR oder der Sowjetunion die Fußballer nicht schnappte, ist bis heute unklar.

Verhört und abgestraft

Nachdem das Taxi weg war, ging Burkhard Pingel zurück zur Mannschaft. "Dass ich wusste, was passiert war, dass ich bei den beiden war, als sie wegfuhren, das erzählte ich natürlich keinem." Das Verschwinden der Topspieler sorgte für Aufsehen. Mehrere Male sei er verhört worden, sagt Pingel. Was auf dem Basar wirklich geschehen war, habe er aber erst nach der Wende erzählt. Abgestraft wurde er trotzdem. "Ich dufte ein Jahr nicht bei der U21 mitspielen", sagt der 66-Jährige, der heute in der Nähe von Halle lebt. Bei der Europameisterschaft 1978 stand er dann aber doch für den DDR-Nachwuchs auf dem Feld - und wurde Vize-Europameister.

Für Norbert Nachtweih und Jürgen Pahl war 1978 das Jahr, in dem sie das erste Mal in der Bundesliga antraten. Nach der Flucht kamen sie erst nach München, dann ins Auffanglager für DDR-Flüchtlinge nach Gießen. Dort wurden beide von Wolfgang Mischnick entdeckt. Der aus Dresden stammende FDP-Politiker war Bundesminister und viele Jahre Mitglied des Bundestags. Zudem hatte er einen Sitz im Verwaltungsrat von Eintracht Frankfurt inne. Er vermittelte die beiden Ost-Kicker an den hessischen Bundesligisten, wo sie nach einem Jahr Sperre auflaufen durften.

Die Frage, die sie sich vor ihrer Flucht stellten, ob sie mit den West-Profis mithalten könnten, beantwortete sich schnell. Die Ex-HFC-Spieler gewannen mit Frankfurt den Europacup sowie den DFB-Pokal. Dann wechselte Norbert Nachtweih zu Bayern München, mit denen er in sieben Jahren vier Mal die Meisterschaft holte und zwei Mal den DFB-Pokal. In einer ARD-Dokumentation sagte Bayern-Urgestein Uli Hoeneß über Nachtweih: "Er hat alles gehabt, was man brauchte, um bei Bayern München zu spielen."

159 Spiele in der Oberliga

Seine Familie sah der Pollebener erst 1980 wieder, bei einem Spiel mit Frankfurt in der Tschechoslowakei. "Wir haben immer telefoniert, sobald das ging", erzählt Nachtweih. Burkhard Pingel konnte seinen Angehörigen näher sein. Er absolvierte 159 Oberliga-Spiele für den HFC, wurde später Trainer, arbeitete bei einem Entsorgungsunternehmen und ist heute Rentner. "Meine Nicht-Flucht würde ich nicht als Fehler bezeichnen", meint Pingel. Es sei eine Entscheidung gewesen, die er von jetzt auf gleich habe treffen müssen. "Aus heutiger Sicht bin ich noch immer zufrieden damit, wie ich damals auf dem Basar gehandelt habe."

Seit vielen Jahren bereits lebt Norbert Nachtweih in Frankfurt - mit Frau und Dackel. Dort arbeitet er in der Akademie von Eintracht Frankfurt als Junioren-Trainer. Seine Stasi-Akte, erzählt er, habe er erst vor kurzem in Teilen eingesehen. "Lange wollte ich sie nicht lesen, um weiter ruhig schlafen zu können", sagt Nachtweih. Für seine Biografie, die er gemeinsam mit einem Journalisten schreibt, will er sie nun jedoch komplett sichten. "Aber schon aus dem Wenigen, was ich kenne, wird deutlich, wie intensiv ich beobachtet wurde", erzählt er. "Es gibt auch einen Vermerk, in dem geschrieben steht, über welchen Weg ich zurück in die DDR gebracht werden könnte." Den Plan, ihn aus dem Westen zu entführen, habe es also gegeben.

Trotz dieser Gefahr, trotz dessen, dass er viele Jahren nicht in seine Heimat reisen konnte, würde er allerdings auf dem Basar alles wieder so machen: "Die Flucht und so weiter", sagt Norbert Nachtweih, "das hat sich gelohnt."

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Torwartkarussell vor Start


Hallescher FC Auf der Position zwischen den Pfosten besteht Handlungsbedarf. Wie der Stand bei Stammkeeper Felix Gebhardt ist und wer als Alternative infrage kommt.

Von Christopher Kitsche

Halle/MZ - Die Gerüchteküche brodelt. Wer geht - wer kommt? Das große jährliche Rätselraten hat auch beim Halleschen FC begonnen. Zehn Abgänge stehen beim Fußball-Drittligisten bereits fest. Zuletzt verabschiedete sich Topscorer Tom Zimmerschied zu Ligarivale Dynamo Dresden.

Mit Stürmer Dominic Baumann und Offensivtalent Matthew Meier hat der HFC auf der anderen Seite auch zwei Zugänge vermeldet. Bis zum 28. Juni, wenn die Rot-Weißen wieder das Training aufnehmen, dürften noch weitere hinzukommen.

Besonders auf der Torhüterposition besteht Handlungsbedarf für Sportchef Thomas Sobotzik. Denn Stand jetzt hat der HFC ab dem 1. Juli keinen Schlussmann mehr unter Vertrag: Die Leihe von Stammkeeper Felix Gebhardt läuft aus, Ersatzmann Daniel Mesenhöler wurde bereits verabschiedet und auch der Vertrag von Halles Nummer drei, Luca Bendel, endet. Wie plant der Klub zwischen Pfosten?

Gespräche mit Basel

Ein Verbleib von Gebhardt, der noch bis 2024 beim Schweizer Topklub FC Basel unter Vertrag steht, ist weiterhin im Bereich des Möglichen. "Er wird ein Gespräch mit Basel haben. Danach werden wir uns mit ihm in Verbindung setzen", sagte Sobotzik. Dass Gebhardt zu seinem Stammverein zurückkehrt, gilt als äußert unwahrscheinlich. Denn dort ist für den U20-Nationaltorwart kein Vorbeikommen an Ex-Bundesligakeeper Marvin Hitz - und Gebhardt will und muss mit Blick auf seine persönliche Entwicklung spielen. Eine erneute Leihe oder ein fester Wechsel ist deshalb wahrscheinlich.

"Es ist noch nichts entschieden. Derzeit kann es in viele Richtungen gehen", heißt es von Gebhardts Beraterseite auf MZ-Nachfrage. Auch der HFC ist weiter im Rennen. Klar ist aber: Neben den Hallensern sind weitere Klubs interessiert, weshalb sich die Rot-Weißen längst mit Alternativen beschäftigen. "Wir loten parallel weitere Möglichkeiten aus, werden die Optionen dann gegenüberstellen", sagte Sobotzik. Namen wollte der Sportchef nicht kommentieren.

Nach MZ-Informationen hat der Verein aber ein Auge auf Philipp Schulze vom VfL Wolfsburg geworfen, von dem bereits Meier kam. Der 20-jährige Schulze war zuletzt dritter Torwart beim Bundesligisten, wurde davor in der Jugend der Wölfe ausgebildet. Gespräche mit dem HFC sollen schon stattgefunden haben.

Brinkies als erfahrene Option

Eine Leihe bei Schulze, der in der vergangenen Saison zweimal im Kader der Wolfsburger stand, dabei aber nicht zum Einsatz kam, wäre eine denkbare Option. Sein Vertrag läuft noch bis 2026. Mindestens ein weiterer Drittliga-Konkurrent soll aber ebenfalls Interesse am jungen Keeper angemeldet haben.

Eine Alternative mit Erfahrung wäre der 29-jährige Johannes Brinkies, der nach dem Abstieg des FSV Zwickau für die neue Saison noch ohne Vertrag ist. "Ich bin mir noch nicht sicher, was ich mache. Ich bin für einen Torwart in einem coolen Alter, in dem ich nach dem höchsten strebe", sagte der FSV-Kapitän, der bereits seit 2016 für die Sachsen aufläuft, nach dem feststehenden Absturz in die Regionalliga.

Verlässt Brinkies Zwickau, könnte der HFC wie schon bei Baumann zugreifen. Oskar Preil, der bei DFB-Pokalsieger RB Leipzig keine Perspektive hat, bereits in der Saison 2018/19 in der Jugend des HFC spielte und ebenfalls als Zugang gehandelt wurde, ist indes kein Kandidat. Welchen Kurs die Rot-Weißen zwischen den Pfosten einschlagen, dürfte auch davon abhängen, ob Torwarttrainer Marian Unger bleibt.

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Erfahrener will sich neu beweisen

Baumgart kommt von Erzgebirge Aue.

Von Christopher Kitsche

Halle/MZ - Die Vorfreude auf die neue sportliche Heimat ist groß bei Tom Baumgart, wenngleich der letzte Besuch dort unschön, mit einer herben Pleite endete. "Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe, auf die Stadt und das Stadion", ließ der 25-jährige Mittelfeldmann verlautbaren. Am Donnerstag wurde er nach Dominic Baumann und Matthew Meier als dritter Zugang bei Fußball-Drittligist Hallescher FC vorgestellt.

Zuletzt nur noch Ersatz

Baumgart kommt ablösefrei von Liga-Konkurrent Erzgebirge Aue, mit dem er vor knapp zwei Monaten in Halle unter die Räder kam. Beim denkwürdigen 2:5 aus Sicht der Auer, das für den späteren Klassenerhalt des HFC wegweisend sein sollte, war der mit 65 Spielen zweitligaerprobte Baumgart aber nur Zuschauer von der Bank - wie so oft in der vergangenen Saison. Bei den Sachsen kam der Offensivspieler 2022/23 nur auf 15 Einsätze, lediglich sechs davon machte er von Beginn an. Weshalb sich Baumann nach fünf Jahren in Aue nun für den Neuanfang in Halle entschied. "Der HFC setzt Vertrauen in mich, das will ich unbedingt zurückzahlen", betont er.

HFC-Sportdirektor Thomas Sobotzik hebt besonders die Vielseitigkeit des gebürtigen Freibergers hervor: "Tom Baumgart kann sowohl auf den Außenbahnen als auch im Zentrum oder auf den Halbpositionen spielen, brennt nach fünf Jahren in Aue auf eine Herausforderung und wird mit seiner Flexibilität eine Bereicherung für unsere Mannschaft sein."

Mit 20 Jahren Stammspieler

Seine ersten Schritte als Profifußballer machte Baumgart beim heutigen Regionalligisten Chemnitzer FC, für den er auch in der Jugend spielte. Mit gerade einmal 20 Jahren reifte er in der Saison 2017/18 dort in der 3. Liga zum Stammspieler. Aus dieser Zeit kennt er auch HFC-Trainer Sreto Ristic, der damals bei den Chemnitzern Chefcoach Horst Steffen assistierte. Nach seinem Wechsel in die zweite Bundesliga zu Aue war Baumgart zunächst auch dort erste Wahl. In den vergangenen Jahren geriet dessen Karriere aber ins Stocken.

In Halle will er nun neu angreifen und beim nächsten Ostderby gegen Ex-Klub Aue auf der Gewinnerseite stehen.

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Kumpels erneut vereint

Hallescher FC Ex-Bundesliga-Profi Roberto Pinto unterstützt künftig Cheftrainer Sreto Ristic als Assistenzcoach. Die Verbindung des Duos reicht weit zurück.

Von Christopher Kitsche

Halle/MZ - Der Hamburger SV war noch Bundesliga-Dino, nahm Anlauf in Richtung Europapokalplätze, der frischgebackene Champions-League-Sieger Manchester City war mit dem Abstieg in die dritte (!) englische Liga am absoluten Tiefpunkt der Vereinshistorie angekommen und auch der Hallesche FC erlebte mit dem Absturz in die damals fünftklassige Verbandsliga dunkle Zeiten - als sich die Wege von Sreto Ristic und Roberto Pinto vor rund 25 Jahren das erste Mal kreuzten, war die Fußball-Welt noch eine gänzlich andere.

Drei gemeinsame Stationen

Der heutige HFC-Trainer Ristic, damals 22 Jahre alt, hatte als junger Stürmer beim VfB Stuttgart schon erste Bundesliga-Erfahrungen gesammelt, der talentierte Flügelflitzer Roberto Gonçalves Pinto, als Kind portugiesischer Eltern in Stuttgart geboren und 20 Jahre jung, schaffte gerade den Sprung zu den Profis. Für den VfB standen beide in 24 Spielen gemeinsam auf dem Platz, ehe Ristic nach Portugal zum SC Campomaiorense weiterzog - die Freundschaft aber blieb bestehen.

"Wir treffen uns oft und sind Freunde aus Stuttgarter Zeiten", sagte Pinto 2001 in einem Interview, als er bei Hertha BSC unter Vertrag stand und Ristic bei Stadtkonkurrent Union Berlin angeheuert hatte. Bei den Grasshoppers Zürich in der Saison 2006/07 und im Herbst ihrer Karrieren von 2008 bis 2011 in der 3. Liga beim SV Sandhausen waren die Kumpels noch einmal vereint.

In der kommenden Saison kommt es nun zur vierten Zusammenarbeit: Pinto wird künftig seinen ehemaligen Mitspieler Ristic als Co-Trainer beim HFC unterstützen. Der Verein gab am Montagvormittag die Verpflichtung des 129-maligen Bundesligaspielers bekannt.

Pinto ersetzt den bisherigen Co-Trainer Max Bergmann, der Halle nach vier Jahren verlässt. "Ich kenne Roberto aus gemeinsamer Zeit beim VfB, wir haben uns seitdem nie aus den Augen verloren. Mit seiner Kompetenz, seiner Loyalität und seinem kurzen Draht zur Mannschaft wird er zweifellos eine Bereicherung für den Halleschen FC sein", sagte Ristic über Pinto, der seine Spielerkarriere 2014 bei Astoria Walldorf beendete und danach als Jugendtrainer und Teammanager der U23 für den baden-württembergischen Regionalligisten arbeitete. 2020 schaffte er als Trainer mit der U19 der Walldorfer den Aufstieg in die Bundesliga.

Nach der aktuellen Saison folgte nach drei Jahren der Abstieg als Tabellenvorletzter. Der Trainerjob beim HFC ist für Pinto nun der erste im Profi-Geschäft. "Für mich ist die Position als Co-Trainer beim HFC eine spannende Herausforderung, die ich mit großem Ehrgeiz angehe", sagte Pinto. Zu Beginn seiner Karriere hatte er auch für die portugiesische U21-Nationalmannschaft gespielt. "Ricardo Carvalho war damals mein Zimmerkollege. Mein Herz schlägt noch ein bisschen mehr für Portugal, ich habe einen portugiesischen Pass und Familie dort", sagte Pinto in einem Interview mit der "taz" vor der Europameisterschaft 2016 in Polen und der Ukraine, bei der Portugal am Ende triumphieren sollte.

Beim HFC könnte es künftig sogar portugiesische "Geheimabsprachen" auf der Trainerbank geben, denn auch Ristic spricht die Sprache durch seine Zeit bei Campomaiorense. Verständigungsprobleme werden die langjährigen Freunde sicher nicht haben.

Trainerteam fast komplett

Komplett ist das Trainerteam des HFC nach Pintos Verpflichtung indes noch nicht. Offen bleibt, ob der Verein einen weiteren Assistenten für Ristic holt und wie es mit Torwarttrainer Marian Unger weitergeht. Derzeit deutet aber viel auf einen Verbleib des 39 Jahre alten Talenteformers hin. John Brandes, 26 Jahre, kommt als Athletiktrainer von Basketball-Bundesligist Syntainics MBC aus Weißenfels.

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thbreti
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mirkow
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Re: Presseschau

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Wie gestern schon angekündigt, MZ+ von heute:

„Wir haben ziemlich gepokert“: Wie Sobotzik den HFC-Kader plant

Hallescher FC Sportchef Thomas Sobotzik spricht im Interview über sein Anfänge in Deutschland und wie er den Drittligisten in ruhigeres Fahrwasser führen will.

Halle/MZ - Die Jalousien sind zugezogen, der Ventilator brummt. Während draußen hochsommerliche Bedingungen herrschen, ist es in Thomas Sobotziks Büro angenehm temperiert. Passend dazu macht auch der 48-jährige Sportchef des Halleschen FC einen gelassenen Eindruck, als er in der Geschäftsstelle des Fußball-Drittligisten zum Gespräch lädt - obwohl die Sommerpause für Kaderplaner eigentlich eine arbeitsreiche Zeit ist.

Christopher Kitsche und Tobias Große
haben mit Sobotzik über den Umbruch beim HFC, seine Lebensgeschichte und Morddrohungen in Chemnitz gesprochen.

Herr Sobotzik, die Trainer und Spieler des HFC sind aktuell im Urlaub und erholen sich. Können Sie das gute Wetter überhaupt ausnutzen?

Thomas Sobotzik: Doch, schon. Es sind ja lange Tage, da kann man am Abend zum Beispiel noch mal eine Kleinigkeit essen gehen.

Haben Sie in der kurzen Zeit in Halle schon einen Lieblingsort in der Stadt gefunden?

In der Nähe unserer Wohnung befindet sich ein schöner Spielplatz, den nutzt unser vierjähriger Sohn sehr gern.

Ihre Kindheit stellt man sich ganz anders vor. Sie sind in Polen in Gliwice geboren, mit zwölf Jahren nach Deutschland gekommen und waren zunächst in einem Notquartier in Frankfurt/Main.

Alles, was wir besaßen, haben wir damals in unseren Fiat 500 gequetscht und sind nach Deutschland. Und auch wenn wir deutschstämmig sind, wurden wir anfangs nicht als Deutsche angesehen, sondern als Ausländer. Wir mussten bei Null anfangen, das hat mich geprägt.

Ihre Geschichte klingt ähnlich wie die von HFC-Trainer Sreto Ristic, der als Junge mit seinen Eltern aus Kroatien vor dem Balkankrieg geflohen ist.


Das war tatsächlich ein ähnlicher Werdegang. Und auch mir hat der Fußball geholfen, erste Schritte in meiner neuen Heimat zu gehen.

Verstehen Sie sich mit Sreto Ristic deshalb so gut?

Wir wissen beide: Es gibt schlimmere Sachen als kleine Problemchen. Das hilft bei der Beurteilung von manchen Dingen. Man bleibt gelassener, verliert nicht die Nerven.

Sie sind jetzt seit fünf Jahren im operativen Fußballgeschäft tätig, haben in dieser Zeit aber schon mehr als nur kleine Problemchen erlebt. Zum Beispiel die Anfeindungen von Fans des Chemnitzer FC, nachdem Sie sich gegen Rechtsextremismus in der Fanszene gestellt hatten.

Ich habe das nicht persönlich genommen, sondern rational betrachtet. Ich wusste, es geht nicht um meine Person, sondern darum, dass ich gewissen Leuten auf die Füße getreten bin. Daran hat selbst unser sportlicher Erfolg nichts geändert (Chemnitz ist während seines Insolvenzverfahrens in Liga drei aufgestiegen; Anm. d. Red.).

Vor ihrem Rücktritt gab es Drohungen gegen Sie. Auf einem Graffiti stand "TS töten" - hatten Sie keine Angst?

Ich habe mich nicht eingeschlossen, war aber vorsichtig, dass ich nicht alleine im Dunkeln das Stadion verlasse. Ich hatte auch einen guten Draht zum Polizeichef. Aber ich möchte klarstellen: Der CFC hat insgesamt tolle Fans, wir sprechen hier von einer kleinen, extremen Gruppierung, die in kein Stadion der Welt gehört.

Seit Anfang April sind sie nun offiziell in Halle, haben den Ligaverbleib und Landespokalsieg gefeiert. Wie viel Thomas Sobotzik steckt schon im HFC?

Das ist immer schwer selbst zu beurteilen. Ich kann aber zumindest für mich in Anspruch nehmen, dass ich das Ganze sehr intensiv und mit Nachdruck angehe.

Dass der HFC die Klasse gehalten hat, haben Sie als Wunder bezeichnet.

Dabei bleibe ich, ein kleines Wunder zumindest. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass das gut geht, war zwischenzeitlich sehr gering. Es musste sehr, sehr viel passen.

Was muss passieren, dass sich der HFC in der nächsten Spielzeit nach Jahren des Abstiegskampfes stabilisiert?

Wichtig wird vor allem sein, uns breiter aufzustellen. Und wir dürfen uns nicht zu Plattitüden hinreißen lassen, die ich gehört habe.

Sie meinen das Motto jung und wild, das unter Ex-Trainer André Meyer gelten sollte?

Ich weiß, dass die Öffentlichkeit sowas gerne aufgreift. Das hört sich gut an, verkauft sich. Aber das bringt uns nicht weiter, denn diese Liga ist brutal. Wenn man sieht, wer jetzt die Aufsteiger sind, Ulm, Münster, Lübeck, Unterhaching - es wird eher noch schwerer.

Obwohl Sie erst spät zum HFC gekommen sind, gibt es mittlerweile schon fünf Zugänge.

Um ehrlich zu sein, haben wir ziemlich gepokert, darauf gesetzt, dass wir die Klasse halten. So habe ich auch beizeiten die Gespräche geführt. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn das schief gegangen wäre. (lacht)

Im Vorjahr lag der Etat bei 4,2 Millionen Euro. Planen auch Sie mit dieser Summe?

Zahlen nennen und kommentieren wir nicht öffentlich. Fakt ist, wir können in Halle nach wie vor keine riesigen Sprünge machen.

Der aktuelle Kader wurde von mehrerer Sportchefs und Trainern zusammengestellt, es gibt Spieler ohne Perspektive. Erschwert das Ihren Job?

Das ist für alle Beteiligten nicht einfach. Auch für Spieler nicht, die mit anderen Erwartungshaltungen und Perspektiven hierher geholt wurden.

Wofür soll der Zukunfts-HFC unter Thomas Sobotzik und Sreto Ristic stehen?

Wir wollen nicht nur eine Mannschaft auf dem Platz haben, sondern auch eine dahinter, die jeden Tag das Maximum einbringt. Wir sind erfolgsbesessen, werden kein Larifari akzeptieren.

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Schwalbenkönig
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Re: Presseschau

Beitrag von Schwalbenkönig »

Marian Unger hat zwei neue Torhüter an der Angel

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